
Was ist eigentlich die neue Zeit?
Um die weise Frau der neuen Zeit näher zu beleuchten, müssen wir wohl erst mal die Begriffe definieren. Was ist nun eigentlich die „neue Zeit“, diese „neue Epoche“, von der so oft gesprochen wird? Dazu ein kleiner Exkurs in die Astrologie.
Es gibt Abfolgen der so genannten Großen Konjunktionen der Planeten Jupiter und Saturn. Diese Abfolgen werden astrologisch in Verbindung mit großen Veränderungen in der gesellschaftlichen Entwicklung der Menschheit gebracht.
Der zyklische Ablauf der Konjunktionen findet im Vier-Elemente-Kreislauf statt. Ein ganzer Zyklus dauert 800 Jahre. Die einzelnen Epochen dementsprechend 200 Jahre, in denen eine bestimmte Elemente-Qualität vorherrscht. Ein Epochenwechsel kündigt immer einen neuen Abschnitt in der gesellschaftlichen Entwicklung an.

Wenn aus Erde Luft wird
Wir befinden uns noch immer in der Übergangsphase eines solchen Epochenwechsels. Und zwar vom Erdelement in das Luftelement. Wir entwickeln uns von einer Industriegesellschaft zu einer Informationsgesellschaft (Erde: Handel und Produktion, Luft: Kommunikation und Information). Ein solcher Wechsel ist kein abrupter Vorgang, sondern braucht seine Zeit. Er kündigt sich im Vorfeld bereits an. So kann man an unserem Beispiel sehen, dass dieser Wechsel allmählich in den 1980ern eingeleitet wurde, als das Internet aufkam. Und seit ca. 2020 setzt sich diese Entwicklung astrologisch gesehen richtig durch, um sich von hier aus rasant weiterentwickeln zu können.
Corona passt dummerweise auch ziemlich gut in diese »luftigen« Zusammenhänge. (Lunge, Atemwege, wird über die Luft übertragen und forciert die Digitalisierung…)

Als die Frauen sich neu erfanden
Beim letzten Epochenwechsel, der ca. um 1802 stattfand, war die Zeit der französischen Revolution. Frauen in Europa hatten angefangen, ihre Rollenzuweisung an den Nagel zu hängen.
Es dauerte Jahrzehnte. Aber Anfang des 19. Jahrhunderts fingen Frauen an, sich von ihren geschlechtsspezifischen Begrenzungen wie beispielsweise der Vormundschaft männlicher Verwandter zu entbinden. Sie begannen damit, Zeitungsartikel und Bücher zu schreiben und selbst zu verlegen. Sie haben sich um ihre eigenständige Versorgung gekümmert, Frauenvereine gegründet, sich politisch engagiert… Damit haben sie vor rund 200 Jahren in Europa eine wichtige Basis für viel mehr Selbstbestimmtheit der Frauen gelegt.
Das Erdelement hat ihnen die Kraft gegeben, sich aus Begrenzungen zu befreien und sich wieder selbst zu ermächtigen. Man könnte sagen, dass Frauen in der Erd-Epoche ihr Frausein revolutioniert haben.

Was ist aus der weisen Frau geworden?
Aber in dieser Zeit scheint die Rolle der weisen Frau noch weiter in Vergessenheit geraten zu sein. Gehörten die weisen Frauen doch schon im Mittelalter zu den Verfolgten, Geächteten und Verurteilten. So viel Wissen und Weisheit ging verloren. Mit den neuen Rollen der Frauen, die sie sich in den letzten 200 Jahren aufgebaut und neu aktiviert haben, ist aber auch der Archetyp der Weisen Frau erhalten geblieben. Seelische Urkräfte gehen nicht einfach verloren. Zwar ergeben heutige Recherchen nach der weisen Frau relativ begrenzte Ergebnisse. Doch die Kraft der Weisen Frau bahnt sich wieder ihre Wege.
Wenn man mal die jüngeren Generationen befragt »Was soll Weisheit sein«? ist die häufigste Antwort: »Keine Ahnung«.
Aber neben den Assoziationen mit Wissen und Lebenserfahrung wird der Begriff auch mit »älteren Leuten« verknüpft. Und doch ist es so, dass kaum jemand eine Person aus seiner Familie als weise bezeichnen würde. Der Bezug ist gar nicht mehr da. Keiner fragt mehr Oma oder Opa nach Rat, weil die jungen Leute davon ausgehen, dass die Zeit deutlich schneller fortgeschritten ist, als die Großeltern hinterher kamen.
Unsere Eltern haben so viel Wandel nach den Kriegen erlebt. Und sie mussten stark sein, um das aufzubauen, was sie aufgebaut haben.
Unsere Großmütter mussten Kriege überleben und danach aus den Trümmern neues Leben möglich machen.
So viel Kraft, die die Frauen unserer Vorgenerationen aufgebracht haben, aber all diese Lebenserfahrung und all das gefühlte Wissen, das sie im Laufe ihres Lebens angesammelt hatten, verpufft im Zeitalter des Internets und in so manchem Altenheim.
Die weisen Frauen der letzten Jahrhunderte waren die Heilerinnen, Hebammen, Kräuterfrauen, Ratgeberinnen, Führerinnen, Säulen der Gemeinschaft und vieles mehr. Doch irgendwann griff das Nichts um sich… — wie in der berühmten „unendlichen Geschichte“ von Michael Ende.
Die Frauen wurden ihrer Kraft beraubt, gehetzt, gejagt, für ihre Weiblichkeit und Fähigkeiten verdammt und auch verbrannt. Die Rolle der weisen Frau wurde im Kollektiv mit einer hässlichen Alten verknüpft und die wahre Schönheit der kraftvollen und lebenserfahrenen Frauen wurde durch unrealistische Schönheitsideale und gesellschaftliche Anforderungen verdrängt. Bis kaum noch was davon übrig blieb…
Das Nichts: ein fast alles verschlingendes Gebilde aus falschen Wertvorstellungen, Machtsucht, Manipulation, Herrschsucht, Ängsten, Irrglauben und so weiter.
Ein neues Bewusstsein für die weise Frau von heute
Die Rolle ist nicht mehr wirklich als archetypische Rolle präsent. Viele Frauen versuchen zwar, sie wieder zu erwecken, doch es bleibt schwierig. Zu viele negative Verknüpfungen im Kollektiv, zu viel Unbewusstheit, Prägungen und Konditionierungen, schwächende Glaubenssätze und Traumaspeicherungen in den Systemen und Familien.
Wir brauchen eine neue Vorstellungskraft für die weise Rolle der Frauen.
Damit die innere weise Frau wieder gelebt werden kann.
Aber wir brauchen vor allem ein neues Bewusstsein für diese Rolle. Frauen ab 60 bilden die größte demografische Bevölkerungsgruppe. Wer, wenn nicht diese Frauen hat die Lebenserfahrung, das Wissen und den sozialen Überblick, um in einer Welt, in der das graue Nichts um sich greift, wieder neue Werte zu etablieren und Stabilität zu schaffen?
Nun geht es darum, uns als Frauen untereinander zu unterstützen, damit die Weise Frau ihre Kraft in uns wieder erlangt und ihre Energie für unsere Welt und die nachfolgenden Generationen wieder zugänglich wird.

